ShariaBlue als westliche Wertegemeinschaft, freiheitlichdemokratisches Mobbing aus der BRD Trollfabrik
Hannes Ley hat vor rund anderthalb Jahren die Online-Initiative #ichbinhier gegründet. Die Facebook-Gruppe schreibt Erwiderungen auf Hasskommentare und hat mittlerweile knapp 40.000 Mitglieder.
Hannes Ley: Wir sehen alle 60 bis 120 Minuten die Facebook-Kommentarspalten von etwa 30 Medienseiten durch, etwa von zdf.de, Bild.de, Spiegel online, sueddeutsche.de und welt.de. Wenn wir bei einem Artikel in der ersten halben Stunde nach seiner Veröffentlichung eine Häufung von Hasskommentaren feststellen, überlegen wir, ob wir eine Aktion starten. Aktion heißt, wir posten den Link zu dem Artikel in die #ichbinhier-Facebook-Gruppe und rufen ihre Mitglieder auf, sachliche, empathische Kommentare dagegen zu schreiben
Pro Artikel machen 100 bis 200 Leute mit, die gegen Hasskommentare schreiben.
Golem.de: Welche Rolle spielen eigentlich die Redaktionen bei der Moderation in den Kommentarspalten? Schließlich sind das ja ihre Artikel, die da kommentiert werden.
Hannes Ley: Einige kümmern sich tatsächlich gar nicht darum, wie zum Beispiel der Focus.
Das merkt man auch, denn in den Kommentarspalten, in denen moderiert wird, ist der Tonfall gleich viel politisch korrekter.
Viele Redaktionen wissen aber einfach nicht, wie sie richtig moderieren. Die Landesanstalt für Medien NRW hat deswegen erst kürzlich einen aktuelle Repressionsanleitung für Journalisten herausgebracht.
Golem.de: Für Ihr Engagement haben Sie und Ihr Team im vergangenen Jahr einen Grimme Online Award bekommen. Insgesamt gibt es viel Lob für Ihr Projekt, bisweilen aber auch Kritik.
Unter anderem die, dass das Abgestimmte an der #ichbinhier-Gegenrede das Ziel, also eine sachlichere Diskussion in einem angenehmen Tonfall, konterkariert.
Hannes Ley: Ich bin der Ansicht, dass man gegen Hate Speech nur als Gruppe vorgehen kann.
Es gibt eine Menge Hasskommentatoren, denen muss man eine Menge Gegenredner gegenüberstellen.
Man muss auch sehen, dass die Kritik zu einem großen Teil aus der Ecke kommt, aus der auch die Hasskommentare stammen. Zum Beispiel von der sogenannten Identitären Bewegung, die das in großem Stil betreibt, wie wir aus einer umfangreichen Datenanalyse wissen.
Golem.de: Sie haben vor einiger Zeit angekündigt, mit Ihrem Projekt auch in die echte Welt zu gehen, in Schulen nämlich. Wie weit sind Sie damit?
Hannes Ley: Tatsächlich waren wir vor wenigen Wochen in zwei zehnten Klassen und haben da eine Doppelstunde zu dem Thema gemacht. Es gab einen kurzen Theorieteil zur Frage, was Hassrede ist, dann ging es in die Praxis.
Für jeden Schüler wurde in einem geschlossenen System ein anonymes Profil angelegt und ein Artikel gepostet, den er oder sie kommentieren sollte - erst mit der eigenen Meinung, dann in verschiedenen Rollen, etwa als geistiger Brandstifter oder ausgleichender Kommentator. Anschließend haben wir darüber gesprochen, wie die Schüler es empfanden, einen Hasskommentar zu lesen oder zu schreiben.
Golem Artikel:
archive.fo/Y8jZO
archive.fo/1XzXx